Der Glaube an Wunder war und ist schon immer ein Teil der menschlichen Geschichte und Mythologie. In unserer modernen, technisch und wissenschaftlich durchdrungenen Welt ist dieser Glaube und die Erfahrung mit Wundern sehr weit in den Hintergrund gerückt. Wenn überhaupt noch, dann finden wir ihn in der Kindheit oder entfremdet dazu benutzt, fanatische Ansichten und Machtgebaren durchzusetzen. Dabei ist es schon ein großes Wunder, das diese Zeilen hier zu lesen sind..
In unserer modernen, durch Termindruck, Zeit und Geld bestimmten Welt fällt es uns immer schwerer noch an Wunder zu glauben. Es gelingt uns immer seltener, die Zeichen für das Glück unserer Existenz um uns herum wahrzunehmen. Wir verlieren die Neugierde, die Welt zu entdecken und die Wunder, die sie bietet, mit staunen auf uns wirken zu lassen. Dabei wäre es recht einfach, den Druck, wenn auch nur für einen Augenblick, fallen zu lassen und uns wieder an die Zeit zu erinnern, in der selbst ein vorbei fliegendes Blatt uns in staunen versetzt hat. Wer sich jemals mit Kindern beschäftigt hat, weiß wovon die Rede ist. Hierfür, und für jeden, der sich nach ein wenig mehr Wunder in seinem Leben sehnt sollen diese Zeilen als Erinnerung dienen.
Das erste Wunder
Egal ob wir fallen oder aufsteigen
Du hast doch schon mal gewonnen
Gegen Millionen die so waren wie du
Das muss doch ausreichen, man(Materia – Welt der Wunder)
Man stelle sich das nur mal vor: Millionen von Spermien kämpfen um die Befruchtung eines einizigen Ei´s. Das Spermium, das gewonnen hat, liest gerade diesen Text. Es hat einen harten und fast schon aussichtslosen Kampf hinter sich und ist in seiner weiteren Entstehung schon durch so viele Tode gegangen, die es selbst kaum wahrgenommen hat. Und dennoch ist es jetzt hier.
Und es ist das Einzige seiner Art!
Über Genartionen, über Jahrmillionen hinweg ist jedes Lebewesen, ob Pflanze, Vogel, Insekt oder Säugetier in sich selbst einzigartig und in dieser Zusammensetzung nur EIN mal vorhanden.. und dann nie wieder. Und ja, selbst Zwillinge unterscheiden sich im Detail.
Auch wenn die Wissenschaft mittlerweile in der Lage ist, zumindest anscheinlich exakte Kopien herzustellen.. Es ist und bleibt ein Wunder.
Zu der Entstehung neuen Lebens bedarf es immer eines vorangegangenen Lebens.. in der Regel sogar zwei. Selbst wenn dieses Leben im Reagenzglas entsteht. Es ist, zumindest im Moment noch nicht möglich, Leben aus dem „Nichts“ entstehen zu lassen, geschweige denn, das Leben in all seinen Eigenarten zu ergründen. Woran liegt das?
Einer der Gründe dafür könnte die verschobene Wahrnehmung der Wunder dieser Welt sein. Um das näher zu erläutern ist es notwendig, die Perspektive ein wenig zu verschieben.
Mikro- und Makrokosmos
Der Mensch besteht aus unzähligen Zellen und Wasser. Das meiste davon sind Bakterien, also für sich genommen einzelne Lebewesen. Weiter ins Detail gegangen aus Atomen, die durch physikalische Gesetzte und chemische Wechselwirkungen dann den Menschen ergeben. Ebenso alle anderen Lebewesen, sei es Pflanze oder Tier. Soweit so gut.
All diese wohl in sich geschlossenen Organismen existieren auf einem ebenso „geschlossenen“ Oranismus namens Erde. Sie alle benötigen die gleichen Voraussetzungen für ihre Existenz.. Atmen die gleiche Luft, nutzen die gleichen Vorräte, stehen in ständigem Austausch.
Wo will man jedoch die Trennung dazwischen ansetzen? Die Feuchtigkeit, die unsere Haut benetzt gehört zur Ausenwelt, diejenige, die unsere Schleimhäute trifft zur Innenwelt?
Am Ende ist der Oranismus Erde doch ein ebenso in sich geschlossener, wie es jedes dazugehörige Leben ist. Und wie jedes wirken einer einzigen Zelle den Menschen vernichten kann, oder vollkommen unbemerkt bleibt, so ist das Wirken eines Einzelnen genauso bedeutend wie nichtig.
Wir leben auf diesem Planeten namens Erde, der die Sonne umkreist, und auf dem es Leben gibt. Die Voraussetzungen dafür sind ebenso ein Wunder.
Damit die Erde mit ihrer lebenermöglichenden Athmosphäre überhaupt entstehen konnte ist eine solche Vielzahl von „Zufällen“ nötig, das es ein wahres Wunder ist. Alleine schon der richtige Abstand zur Sonne, um die nötige Temperatur zu erzeugen. Die notwenigen Gase und Stoffe, die sich aus all dem Zeug, das im Weltall nach dem Urknall so herumschwirrt genau so zusammen gefunden haben.. Immerhin gibt es in unserem Sonnensystem bisher keinen Hinweis auf ein zweites mal.
Das Herz eines Dreijährigen
Wir sind also eingebunden in unsere Umwelt. Wir existieren, weil es sie gibt. Und es ist ein Wunder, das es so ist!
In seiner Gesamtheit können wir das mit unserem begrenzten Intellekt niemals erfassen.
Das ist allerdings auch nicht notwendig. Viel wichtiger ist es, uns das Herz eines dreijährigen Kindes zu bewahren. Voller Neugierde auf alles, das uns umgibt, jedoch ohne es in Kategorien einzuteilen, mit Begriffen zu versehen und dann abzuhaken.
Wenn wir verstehen, das wir nicht wichtiger sind, als die Schnecke, die wir gerade zertreten haben.. Und das wir nicht weniger wichtig sind, als dieser Planet.. Dann ist das ein Wunder!