War das jetzt Ninjutsu?

Diese Frage wurde mir vom Leben vor zwei Jahren gestellt. Eine eindeutige Antwort dazu habe ich bis jetzigen Zeitpunkt nicht, jedoch verblassen die Zweifel stetig und tendenziell würde ich sie heute mit „Ja“ beantworten.
Im April 2015 weilte ich für eine Woche geschäftlich in Indonesien und hielt mich daher einen Tag vor meiner Abreise in der drittgrößten Stadt des Landes, in Medan, auf. Interessiert und stets offen für die Kultur der Länder, die ich bereise, bin ich auch an diesem freien Tag, die Stadt erkundend und ohne ein Ziel zu haben, losgegangen. Viele wunderbare und zum Teil sehr lustige Erlebnisse prägten diesen Tag und so ging ich wohlgelaunt und zufrieden mit mir selbst in ein Cafe um den Tag entsprechend ausklingen zu lassen. Irgendwie vergaß ich dabei die Zeit und bemerkte erst beim Bezahlen, dass es schon sehr spät geworden war und sich die Straßen geleert hatten. Da sich das Hotel nur ca. 500 Meter vom Cafe entfernt befand, entschied ich mich, auf ein Taxi zu verzichten und nach Hause zu laufen.

Nachdem ich das Hotel schon sehen konnte, fühlte ich urplötzlich etwas extrem negatives aufkommen. Gerade noch in den eigenen Gedanken versunken, war ich von einem auf den anderen Moment hellwach. Es schien, dass in mir innen ein Alarmknopf gedrückt wurde. Im gleichen Augenblick sah ich auf der anderen Straßenseite und in etwa meiner Höhe einen in schwarz gekleideten Mann, der mich zu beobachten schien. Sein Gesicht und die Augen konnte ich auf Grund der Dunkelheit nicht sehen. Jedoch konnte ich seine Blicke förmlich physisch spüren. Im gleichen Augenblick als ich bemerkte, dass er seine Aufmerksamkeit zu mir anscheinend mit jemand anderen teilte, sah ich ca 10 Meter von mir entfernt auf meiner Straßenseite einen, scheinbar aus dem Nichts auftauchenden und ebenfalls in schwarz gekleideten Mann auf mich zukommen. Ich konnte seine negative Energie und die Tatsache, dass er mit dem ersten Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite irgendwie in Verbindung stand und wortlos kommunizierte, regelrecht greifen. Im Bruchteil einer Sekunde wurde ich mir der Gefahr und der Tatsache, mit Flip Flops nicht wegrennen zu können, bewusst.

Mich durchströmte ein unbekanntes und tiefes Gefühl der Ruhe und Gelassenheit. Ich fühlte, ich war irgendwie bereit zu sterben, wusste jedoch bereits, aus einem mir unerfindlichen Grund, dass dies heute nicht der Tag dazu war. Es schien, als wäre ich zusammen mit diesen beiden Männern aus dieser Welt und Zeit gefallen. Es herrschte plötzlich Totenstille, die Zeit lief zäh wie Honig und ich war überrascht, wie scharf die Sinne arbeiteten. Ich atmete tief durch und ging weiter ohne auch nur einen Moment zu verharren. Der Mann vor mir ging weiter auf mich zu, stockte kurz und wich mir übertrieben und in einem großen Bogen aus. Ich bemerkte, dass er tunlichst darauf bedacht war, nicht in meinen Kreis zu treten. Es war als umgab mich eine schützende Aura. Ich bemerkte weiterhin bei ihm ein Gefühl von Unverständnis, gepaart mit Unsicherheit und Überraschung als er mich passierte. Ich drehte mich nicht um und ging ruhig die letzten Meter zum Hotel.

Ca. ein Jahr später traf ich in Russland jemanden, der ebenfalls in dem gleichen Industriezweig wie ich tätig ist und wir sprachen über unsere Erfahrungen und Erlebnisse, die wir durch unsere häufigen Auslandsreisen hatten und haben. Er erzählte mir, dass er vor zwei Jahren im gleichen Hotel wohnend, auf der gleichen Straße in Medan, das Hotel ebenfalls in Sichtweite, von zwei Männern in schwarz mit einem Messer überfallen und ausgeraubt wurde. Ich habe ihm von meinem Erlebnis nichts erzählt und nur zugehört.
Ich bin dankbar, für das beim Training vermittelte Wissen, auch wenn ich nicht verstehe, wie. Gelernt aus diesem Erlebnis habe ich jedoch, von diesem Tag an, auch kurze Strecken mit einem Taxi zu fahren wenn ich mich in unbekannten und unsicheren Gegenden dieser Erde aufhalte.

(von Falk)