Ninpo zu studieren bedeutet Mensch zu werden. Einzig und alleine das Training zu besuchen und die Techniken zu erlernen ist wie das absolvieren eines Volkshochschulkurses für Yoga oder Taichi. Zwischen den Zeilen zu lesen, die Aufmerksamkeit auf die wahren Lehren zu lenken, das ist der Weg, der sowohl viel Zeit als auch Engagement erfordert.
Es geht darum, sich selbst und damit die Spezies Mensch, die Natur und das Universum zu studieren. Die Prinzipien, die dem Ninpo zu Grunde liegen sind die Bausteine des Lebens selbst. Um sie zu ergründen ist die Aufmerksamkeit der Schlüssel.
In der Liebe
Die Liebe ist ein seltsames Spiel..
Es gibt kaum eine andere Emotion die so vielschichtig sein kann wie die Liebe. Sei es nun die Liebe zu dem Partner, zu den Kindern, zu einem Gegenstand oder einer Tätigkeit. Sie gibt uns Kraft, treibt uns an und kann uns Zerstören.
Die jedoch bedeutendste Form der Liebe ist die zu uns selbst. Erst wenn wir uns als den Menschen wahrnehmen und lieben können, der wir nun mal sind, können wir auch andere Lebensformen und Dinge in ihrer Ganzheit verstehen, annehmen und lieben.
Die Liebe zeigt auch deutlich ein anderes Prinzip des Lebens und des Ninpo.. Nichts ist Beständig, Alles ist im Fluss, im ständigen Wandel!
Das festhalten an Vergangenem ist ebenso zerstörerisch wie das fixieren auf eine erwünschte Realität. Um im Kontext der Liebe (hier zu einem Partner) zu bleiben.. Es macht keinen Sinn, sich selbst bei der Suche nach einem neuen Partner zu behindern, in dem man einer verflossenen Liebe hinterher trauert, und alles Neue daran misst.
Ebenso wenig Sinn ergibt sich daraus, einem Traum hinterher zu laufen und den Wunschpartner dabei zu übersehen.
Fixieren heisst Stillstand.. Leben bedeutet fließen lassen.
Ist es nicht erstaunlich, das man solange man in einer Beziehung ist, immer wieder die wunderbarsten Flirts erlebt, und als der gleiche Mensch solo ständig abgewiesen wird? Das könnte daran liegen, das man mit einem „Backup“ viel lockerer und ungezwungener mit dem Gegenüber umgeht, als ohne. Die Kunst liegt also darin, sich auf der Suche nach dem Neuen so zu verhalten, als wäre es unwichtig. Sich selbst darauf zu konzentrieren, das nichts das einem Begegnet wirkliche Bedeutung hat, sondern nur ein Teil der Geschichte, ein Teil des Universums ist.
Etwas bestimmtes zu wollen, sich darauf zu fixieren, führt nur dazu, das es einem immer mehr entgleitet. Ein Ziel zu verfolgen hat nur dann Erfolg wenn man es zwar im Auge behält, jedoch nicht mit allen Mitteln versucht es zu erreichen, sondern dem Ziel selbst die Möglichkeit gibt, zu uns zu kommen.
Im Krieg
Ein wahres Ereignis: Ein Mann der beruflich viel fliegt entscheidet sich kurz vor dem Betreten seine7 s Flugzeuges doch noch ein wenig in der Stadt zu bleiben und einen anderen Flug zu nehmen. Das Flugzeug das er ursprünglich betreten hätte stürzt ab.
War das Schicksal, eine göttliche Fügung oder Zufall?
Oder hatte der Mann vor betreten des Flugzeuges vielleicht am Aussichtsfenster gestanden und bei der Wartung des Flugzeuges unterbewusst etwas bemerkt, das Ihn zu seiner Entscheidung gebracht hat. Genau wird man das nicht feststellen können. Ebenso wenig wird man in letzter Konsequenz den siebten Sinn verstehen können, den manche Menschen in Kriegsgebieten entwickeln. Menschen, die jeden Tag den gleichen Weg zum Bäcker nehmen, mit Ausnahme des Tages, an dem in einer Straße dorthin eine Bombe explodiert.
Je mehr wir uns mit uns selbst und unseren Sinnen beschäftigen, desto mehr Wunder könne wir erfahren. Je länger wir die Natur in uns selbst studieren, desto mehr erkennen wir die Dinge um uns herum und sind in der Lage, auch kleinste Störungen des normalen Gefüges wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Der größte Sieg ist der, einen Kampf von vorn herein zu vermeiden.
Im Training
Wie am Anfang erwähnt bedeutete das Studium von Ninpo ursprünglich mehr als nur das erlernen von Kampftechniken..
Philosophie, Meditation, Psychologie, Strategie, Medizin, ja sogar Wissenschaften wie Meteorologie waren Grundlagen der Ausbildung. Alles in Allem um den Menschen zu bilden, der sich in jeder Lage zu behaupten weiß.
Ein erster Schritt dahin ist vielleicht das Erfahren und Steigern der eigenen Sinne, in dem man sich eine Woche lang auf einen Sinn konzentriert:
Hören
Lass die Augen nach dem Erwachen noch geschlossen.
Höre alles um Dich herum, ohne Dich auf ein bestimmtes Geräusch festzulegen. Gib den Geräuschen keinen Namen. Versuche auch das kleinste Geräusch wie auf einem Konzert die einzelnen Instrumente wahr zu nehmen, ohne das Du die Melodie verlierst. Alles ist im Fluss.
Halte über den Tag hinweg immer wieder inne.. Schließe die Augen und höre auf den Fluss der Geräusche.
Riechen
Lass die Augen nach dem Erwachen noch geschlossen.
Rieche alles um Dich herum, ohne Dich auf einen bestimmten Geruch festzulegen. Gib den Gerüchen keinen Namen. Versuche auch den kleinsten Geruch wahrzunehmen. Alles ist im Fluss.
Halte über den Tag hinweg immer wieder inne.. Schließe die Augen und rieche an verschiedenen Gegenständen. Rieche an Deinem Essen und versuche die Zutaten einzeln heraus zu filtern.
Schmecken
Genieße jeden Bissen. Wenn Du etwas isst oder trinkst, rieche vorher daran und versuche den Geschmack, das Gewicht, die Konsistenz Deiner Nahrung während des Verzehrs komplett zu erfassen.
Fühlen
Lass die Augen nach dem Erwachen noch geschlossen.
Spüre Dein Bett und das Gewicht Deines Körpers.. Jedes einzelnen Körperteils. Spüre Alles um Dich herum.
Schliesse während des Tages immer wieder die Augen und spüre die Dinge um Dich. Versuche Dich in gewohnter Umgebung mit geschlossenen Augen zu bewegen. Gehe blind auf eine Wand zu, bis Du sie spürst.. und wieder von ihr weg, bis Du sie aus immer weiterer Entfernung spüren kannst.
Sehen
Lass die Augen nach dem Erwachen noch geschlossen.
Öffne sie blitzartig und schliesse sie genauso schnell wieder. Versuche den Moment genau zu beschreiben, den Deine Augen wahrgenommen haben. Das Licht, die Schatten. Die Gegenstände. Wiederhole das über den Tag hinweg. Richte Deine Augen immer wieder auf einen Punkt oder frei in die Ferne und erkenne die Dinge aus den Winkeln heraus.