(Aus der Ausgabe 01/96)
Lachen im Wind
Viele Stürme toben seit längerem in und um das Dojo. Sie begleiten ein neues Zeitalter
und es fällt wie immer vielen schwer, sich ihren Gewalten zu entziehen.
Dies ist ein Versuch von mir, darüber hinaus zu gehen, den Herzen Ruhe zu gönnen, den
Weg zu gehen.
Viele Metaphern für so was einfaches. In letzter Zeit (grob betrachtet) hat sich so
manches sowohl in jedem einzelnen, als auch im gesamten Erscheinungsbild verändert.
Wir haben einige „Neuzugänge“; alte Hasen haben höhere Grade erhalten, einige meiden
die Herausforderungen, andere stehen unter zuviel oder zuwenig Druck usw.
Und wie immer fällt es uns nicht leicht, dem Lauf der Dinge ohne Gefühlsaufwallungen,
Trotz, Angst und Freude zu folgen. Daher ist es immer wieder wichtig, daß wir uns daran
erinnern, was es heißt, Schüler zu sein.
Es ist wie beim Betrachten eines Bildes. Wir können vielleicht die Schönheit eines
Gemäldes erkennen, dann befassen wir uns näher damit und lernen etwas über die
Technik, mit der das Bild gefertigt wurde, aber solange wir nicht in der Lage sind, unsere
eigenen Bilder zu erschaffen, werden wir die Genialität Meisterwerkes nicht erfassen
können.
Unser Lehrer hilft uns dabei, die Techniken des Malens und die nötige Kreativität zu
erlernen bzw. zu entwickeln. Er beurteilt nicht rein unsere Pinseltechnik, sondern auch den
Grad unseres geistigen Verständnisses.
Im Bujinkan wird zum 10. Kyu das Verständnis der Etikette vorausgesetzt. Im weiteren
Verlauf sollten wir nicht nur unser Wissen über die Techniken vorantreiben‚ sondern
ebenso und sogar noch mehr unsere geistige Einsicht vertiefen. Es gibt einige, die zwar
jeden Namen einer Kata kennen, sie sogar wunderschön auszuführen wissen und
dennoch nicht in der Lage sind, auch darüber hinaus durch ihre Taten Glück zu schaffen.
In jedem einzelnen Augenblick ist man entweder ein Krieger oder nicht.
Dies halte ich persönlich für wichtiger, als sich den Kopf über Sinn und Unsinn eines
Meisterwerks zu zerbrechen, zumal wenn man selbst noch kein Bild schaffen kann.
Daher bin ich allen, die mir geholfen haben, die Welt durch den Blickwinkel eines Malers und
somit die Schönheit und den tiefen Frieden in ihr betrachten zu können, dankbar.
Insbesondere meinen Lehrern Dr. Masaaki Hatsumi, Armin Dörfler und allen anderen Malstudenten.
Dirk Ballbach