Alles beginnt und endet im Himmel (TEN). Dieses schon altbiblische Prinzip, welches gerade bei Beerdigungen (leider erst!) uns oftmals ins Gedächtnis gerufen wird (Asche zu Asche, Staub zu Staub / Aus der Erde sind wir gekommen, in die Erde kehren wir zurück) quilt bei der Betrachtung des TEN-CHI-JIN-Prinzips wieder an die Oberfläche.
Bezogen auf das Taijutsu (Densho): Es beginnt mit Zazen, geistigem Verständnis und dem Begreifen bzw. Erfassen der Etikette einschließlich der Grundzüge des Bewegens (Sabaki). Auch auf die folgenden Abschnitte wird das hier erlernte immer wieder Einfluß nehmen (Shin Tai Waza). Umgekehrt wird man zum tieferen Verständnis „neuer“ Bereiche immer wieder zum TEN (Shin) zurückkehren müssen.
Der 2. Abschnitt – CHI – enthält die Grundtechniken, die für den 3. Abschnitt als Voraussetzung dienen. Deshalb beeinflussen sich diese beiden Abschnitte gegenseitig im ständigen Wechsel. So muß man Ken, Keri, Nage etc. kennen, um Kata ausführen zu können, während man bei Kata den Sinn der vorangegangenen Techniken besser erfassen lernt.
Der 3. Abschnitt führt bereits wieder zurück in den Himmel. Er vereinigt durch Kata die erworbenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten und macht den Sinn begreiflich. Jedoch erst durch die Rückkehr zu TEN können wir die Wahrheit ganz erfassen und die Menschwerdung (von CHI zu JIN zu TEN) völlig verinnerlichen und all-umfassend erkennen.
Dieses Prinzip Iäßt sich (wie immer) überall wiederfinden.
Beispielsweise sind auch die Graduierungen/Reifegrade danach eingeteilt. Geistig durchläuft man vom 1.- 4. Dan das TEN (Ursprung), vom 5.- 10. Dan das CHI (Grundfeste) und vom 10.-15. Dan das JIN (Menschwerdung). Die Kyu-Grade sind noch keine Schüler, sondern Novizen, ähnlich den Laien-Schülern der Shaolin-Tempel.
Man kann aber auch bis ins Detail unterteilen. Nimmt man beispielsweise den Bereich TEN (1. – 4. Dan), so finden sich ebenfalls alle 3 Bereiche wieder.
Als Metapher kann man die Laufbahn eines Studenten verwenden:
Am Anfang (1.Dan – TEN) erhält er einen Einblick in das Studium (Ninpo) und die Uni (Bujinkan). Er droht jedoch schon bald in Vorlesungen/Seminaren (Ryu), Büchern (Densho) und Stoff (Kata etc.) zu ersticken.
Nach ein paar Semestern (2. Dan – TEN/CHI) ist er zumindest annähernd Herr der Lage; d.h. er weiß, wo er hin muß (welche Kata welcher Ryu) und hat seine Unterlagen beisammen, zumindest im Überblick. Nach weiteren Semestern (3. Dan CHI/JIN) ist er bereits voll im Studium. Er versteht seinen Stoff etwas mehr als im Groben und dringt eifrig tiefer vor. Er fängt an, langsam einen Sinn hinter den einzelnen Konzepten zu erkennen. Ab hier gehört er ganz dem Studium, während er vorher immer noch mit einem Fuß außerhalb stand. Ab den „Endsemestern“ (4. Dan – JIN) bereitet er sich intensiv auf sein Examen vor. Er hat bereits weitgehend tieferes Verständnis und Sinnbegriff.
5. Dan – Examensarbeit (TEN)
Ab jetzt steht die Entscheidung frei, aufzuhören und zu arbeiten oder weiterhin seine Erkenntnisse zu vertiefen, um wieder alle 3 Stufen zu durchlaufen, bis zur Doktorarbeit (10. Dan – CHI) bzw. zum Professor (JIN).
Alles beginnt von neuem, alles wiederholt sich, alles kommt und vergeht; Asche zu Asche, Staub zu Staub.
Wir müssen den Kreis nur suchen und versuchen (zu verstehen).
Dirk Ballbach, glücklicher Schüler