„Yume“ No Jitsu

(Von Shihan Armin Dörfler)

Ein sehr wichtiger Teil in Ninpo, wie ich von meinem Lehrer Hatsumi erklärt bekam, ist
„Yume no jitsu“. Ich fragte mich: Was ist es und welches Ryu? Seine erste Antwort war
nur ein kleines Lächeln, darauf meinte er, daß er mir das eigentlich nicht beantworten
könne. Diese Technik sei nämlich der Ursprung des Menschen und das, was es einen
wieder zum Menschen werden Iäßt. „Yume no jitsu“ (die Kunst zu Träumen) ist unser
Antrieb des Unbewußten und unser tägliches geistiges Brot. Verbunden damit hören oder
lesen wir oft von Soke: „Sei wie ein Kind mit 3-jährigem Herzen“.

Hat ein Kind nicht laufend Träume, besonders auch tagsüber? Träume geben uns
Phantasie, die uns kreativ werden Iäßt, also auch etwas verändert. Dieses Bewegen ist
wieder ein Leben. Träume lassen uns stark werden. Hat nicht jedes Kind mal sich
gewunschen, ein Ritter, Held, Prinzessin oder Pippi Langstrumpf zu sein? Träumen heißt
auch Glauben, überzeugt sein. Ein guter Glaube ist stärker als alles in der Welt (Denke
auch an fanatischen Glauben, z.B. Kamikaze. Da ist der Glaube stärker sogar als der
Wunsch des Lebens). Ohne Träume gibt es keine Liebe, kein Zueinander und Verstehen.
Ist die frische junge Liebe in der Anfangszeit nicht die schönste, diese Zeit des
romantischen Träumens? Hieraus sind in der Weltgeschichte (welche auch diese prägte)
die besten Gedichte, Bücher, Opern usw. entstanden. Träumen heißt wirklich ohne
Grenzen echte Freiheit. Siehe auch z.B. Anne Frank oder z.B. den Mönch, der kurz vor
seiner Sechsteilung zu den Samurai sagte: „Dies ist mein schönster Augenblick. Ich bete
für Euch, Ihr, die noch leiden müßt in dieser WeIt.“. Oder auch Jesus Kreuzigung.

Ja, Träume geben uns diese Magie und Superenergie zu leben, die Macht und
Vorstellung wirklich alles zu meistern, sensitiv zu sein, andere zu verstehen und
kennenzulernen. Sie lassen uns Kälte und Kriege überstehen und hoffen (Leben nicht alle
Religionen vom Glauben und Hoffen zum wirklichen Wesen voller Frieden?) Auch die
Wissenschaft arbeitet seit einiger Zeit an der Erforschung des Träumens. In der
Psychologie ist es sogar ein wichtiger Teil, sowie in der Hypnose. Was suchen denn auch
all die Millionen Drogensüchtigen? Sie flüchten in Traumwelten. Oder auch die sog.
oberen Zehntausend, die sich alles leisten können? Sie haben keine Träume mehr, sie
sind sehr unglücklich. „Ein Leben in Luxus ist ein totes Leben“, sagte Hatsumi. Sie haben
verlernt zu träumen. Sind es doch die Arbeit, die kleinen Dinge, Wünsche, die uns
träumen lassen, das Immer-Weitermachen. Dazu ist Ninpo ein Weg durch körperliche
Übung zum Geist des Ich und Wir. Ninpo kann man nicht kaufen, es wird durch tägliches
Bemühen an sich und mit anderen erreicht. Sei wie ein Kind, träume. „Yume no jitsu“, die
Kunst zu träumen! Nur ein Traum?

Übung: Wenn du morgens erwachst (wenn), setze dich langsam ans Bettende, sammle
dich, lasse die Wünsche für diesen Tag entstehen (ca. 1-2 min). Abends beim
Zubettgehen wieder den Tag vorüber gehen lassen (1-2 min). Dies wird dir helfen, besser
zu schlafen, zu träumen und deinen täglichen Lebenskampf besser zu überstehen.


 

Träumen

Lachen
Liebe machen!
Trauer, Kriege
Träume!
Glaube, zeiten grenzenlos.
Warten
Träumen!
Lache Kinder
Lebe!
Träume — Yume
(Yame)?

von A. Dörfler‚ 19.02.97

 

Wenn ich groß bin,
wenn ich groß bin,
so groß wie die Welt,
dann werd ich ein Ritter,
ein Ritter und Held.

Wenn ich stark bin,
wenn ich stark bin,
so stark wie ein Stier,
dann erleg ich im Wald das Drachengetier.
Und der Himmel und die Sonne sind mein,
und der Mond soll auch für den Rittersmann sein.

Von meinem Sohn Dominik (4 Jahre)
aufgesagt für mich Juli 1995