(Von Shihan Armin Dörfler)
Hier möchte ich mich outen zu meiner heimlichen Liebe: Der „Teezeremonie“
Wie Ihr ja wißt (oder nicht?) sollte jeder ab 6. Dan (früher zumindest) eine Kunst erlernen, z.B. Musik, Malen usw. Meine war das „Chanoyu“.
Chado — der Weg des Tees (auch Sado gesprochen).
Chanoyu, die Teezeremonie, ist eine östliche Art des Beisammenseins. Es geht dabei nur um das Trinken von grünem Tee („Matcha“ in Pulverform).
Der Tee kam etwa im 7. Jahrhundert aus China nach Japan. In China selbst war er schon viele Jahrhunderte bekannt, seit der Zeit der Han-Dynastie (20 Jahre n. Chr.). Matcha, wie er heute in der Teezeremonie gebraucht wird, war damals noch nicht bekannt. Erst in Chinas Sang-Dynastie, etwa im 12. Jahrhundert, wurde diese Zeremonie auch nach Japan gebracht. Was nicht heißt, daß Tee ein Volksgetränk war.
Er wurde mehr als Medizin serviert und nur von den Zen-Mönchen in Gebrauch genommen, besonders gegen die Schläfrigkeit bei langen Za-Zen. Ich erinnere mich noch an meine erste Bekanntschaft in Japan (nein, nicht so) mit dem Tee. Erst „O-furu“, das sehr heiße Bad, bei dem sich alle Gefäße weiten und dann hinterher wurde mir von unserer Gastgeberin (wieder nein) richtiger Tee serviert. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen. Das Herz raste wie das eines Babys (Herz eines 3-jährigen Kindes – San Jin no kokoro / Ist das der Tee?). Wie bekannt schlägt dieses doppelt so oft. Nach dem 3. Tag wurde ich süchtig danach: „O-furu“, dann gleich „O-Cha“!
Aber zurück: Erst im 14. Jahrhundert hat auch das Volk den Tee erhalten, nämlich als eine Art Spiel aus China eingeführt wurde (wenn man ins Kasino geht, sieht man fast nur Chinesen, meine Erfahrung): das „To—Cha“ (Schwert—Tee = Tee—Wettkampf). Es wurden verschiedene Sorten gereicht und man mußte erkennen, welcher Tee und woher er kam. (Hatsumi wurde einmal von Takamatsu eingeladen und sie sprachen den ganzen Tag über Ninpo. Dabei wurde Tee getrunken. Als Hatsumi sich verabschiedete, sagte Takamatsu Sensei: „Yoshiaki! (Masaaki ist ein Künstlername für Insider) Heute war eine Prüfung und du hast nicht bestanden, du wärst jetzt tot. Die Worte waren nur sekundär, ich habe dir nämlich immer einen anderen Tee eingeschenkt. Wenn es Gift gewesen wäre?!“ – „Oh,“ sagte Hatsumi, „das nächste mal nehme ich Oksan mit, meine Frau.“ GeIächter?!?)
Dieses Spiel mit den Preisen und Siegern wurde immer weniger gespielt. Mehr und mehr wurde es eine Art gesellschaftliche Form des Teetrinkens. Die Atmosphäre des Teetrinkens, was der Mentalität der Japaner mehr entspricht, war dabei der Hauptzweck. Aus dieser Samurai-Tradition heraus legte ein gewisser Murata Jukon, 1423-1502, die Grundsteine der Zeremonie unter dem Namen „Chanoyu“. Seine Zen-Schüler Jo und Sen Rikyu, 1591, pflegten diese Übung weiter. Diese Zeremonie ist Alles und doch Nichts. Es dürfte schwer sein, ihren Zweck und ihr Wesen überhaupt in Worte zu fassen. Es hat sich in Jahrhunderten aus dem Zen entwickelt, die Seele vom Ich zu reinigen und einen Weg durch Vereinigung mit der Natur zu weisen und die intuitive Art des Bestrebens die Einfachheit der wahren Schönheit zu suchen.
Für einen Außenstehenden kann dies lästig und übertrieben wirken. In Wirklichkeit ist es eine bis zum letzten ausgefeilte Abstimmung aller Handlungen, die für Eingeweihte zum Hochgenuß in voller Perfektion wird. Der Kessel, Teeschale, Rollbild, Blumen, Garten, Bäume, Raum, Traum (wollt ich gar nicht, ein Haiku-Gedicht), also der Kessel usw., sogar die japanische Architektur, die Gartenbaukunst, das Blumenstecken, Keramik, alle verdanken ihre Entwicklung der Teezeremonie.
Selbst die Samurai und einige Kampfkünste (betrachtet die Kata). Chanoyu ist Kata !! (Kihon Happo nur 8 oder Go Gyo nur 5 Techniken, und doch ist alles enthalten.) Wie ein roter Faden zieht sich durch all diese Gebiete eine Liebe der Einfachheit. Die ganzen Umgangsformen der Japaner wurden von Chanoyu beeinflußt und die Frauen müssen heute noch, wenn sie traditionell heiraten, die Grundformen der Teezeremonie erlernen.
Als Sen Rikyu gestorben war, entwickelten sich bald verschiedene Schulen, die heute noch bekannt sind und geübt werden, wie „Ensha“, „Mushako-Senke“, „Omote-Senke“,
aber die beühmteste ist „Ura-Senke“ von San Rikyu. Heute ist Soke Sen Soshitsu, der letzte direkte Nachkomme einer langen ununterbrochenen Linie, das Oberhaupt dieser
Kunst. Mehr dazu beim Training oder einfach fragen oder im DoJournal.
PS: „Chanoyu“
Italienisch-Englisch: Ciao no you (Yonpokai 98 in Italien!)